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15.05.2019

Die Welt wartet nicht auf uns

Glasfaser, 5G und Co.: Deutschland und auch Ostbayern sind dabei, die Zukunft zu verschlafen. Höchste Zeit zu handeln.

Bild: chaitawat / Pixabay

Nur zu gerne schreibt sich die Politik auf die Fahnen, wie erfolgreich unser Wirtschaftsstandort ist. Der Konjunkturjubel überdeckt allerdings, dass Deutschland und auch Ostbayern gerade dabei sind, die Zukunft zu verschlafen. Wir riskieren, international auf lange Sicht abgehängt zu werden. Denn wir schaffen die Infrastruktur nicht, die schon in wenigen Jahren Voraussetzung für unseren Erfolg sein wird. Glasfaseranschlüsse sind in einer digitalisierten Welt genauso wichtig wie Strom- oder Wasserleitung.

Die Zahlen sind düster: Deutschland liegt beim Glasfaserausbau nach den aktuellsten Zahlen in Europa auf dem fünftletzten Platz von 33 Staaten, weltweit unter allen Industrienationen sogar nur auf Platz 60. In Ländern wie Lettland und Schweden hat heute bereits jeder zweite Haushalt Glasfaser, in China liegt die Abdeckung sogar bei rund zwei Dritteln. Zum Vergleich: In Deutschland können im Bundesdurchschnitt gerade einmal zwei (!) von hundert Haushalten die Technologie nutzen, an der sich unsere Zukunft entscheidet.

Seit Jahren ist auch vom flächendeckenden Ausbau der schnellen mobilen Datennetze die Rede. Gelungen ist er bisher nicht. Wer regelmäßig von Regensburg nach Landshut auf der neuen B15 unterwegs ist, weiß, wovon ich rede. Wenn zuständige Bundesminister öffentlich die Meinung vertreten, man brauche den neuen superschnellen mobilen Datenstandard 5G nicht „an jeder Milchkanne“, fehlt offensichtlich bei den politisch Verantwortlichen jede Zukunftskompetenz. Ideen wir das Recht auf Heimarbeit sind leeres Geschwätz, solange die Politik nicht die Voraussetzungen dafür schafft. Wer, wie jetzt bei der Versteigerung der 5G- Lizenzen nur auf die Einnahmen für die Staatskasse schaut, hat nicht verstanden, dass es hier um eine lebensnotwendige Grundversorgung geht.

Die Politik von heute muss sich fragen lassen, welche Verbindungen sie für die nächste Generation schafft? Baut sie die technologischen Brücken von heute, die wir brauchen, um im Wettbewerb der Zukunft zu bestehen? Staaten, die in die Netze der Zukunft investieren, werden uns nicht nur im Technologieausbau überholen, sondern irgendwann auch wirtschaftlich.

Es ist eine zutiefst politische Entscheidung, in etwas zu investieren, das momentan kein Geld abwirft. Dafür braucht es Weitblick und eine visionäre Sicht über den nächsten Wahltermin hinaus. Warum werden nicht grundsätzlich Glasfaserkabel verlegt, wenn eine Straße aufgegraben wird? Warum vereinfachen wir die Genehmigungsverfahren nicht? Inzwischen gibt es zudem neue, kostensparende Verlegetechniken, die den Ausbau deutlich leichter machen. Es ist höchste Zeit, zu handeln. Denn die Welt wartet nicht auf uns.

Gerhard Gröschl
Obermeister der Elektroinnung Regensburg
stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Landesinnungsverbands für das Bayerische Elektrohandwerk
Mitglied im Vorstandsrat des des Zentralverband des Deutschen Elektrohandwerks

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